Volkspark Wilmersdorf
Grünzug im Herzen Berlins
Der Wilmersdorfer Stadt- bzw. Volkspark ist eine beliebte Gartenanlage. Sie erstreckt sich von der Rudolstädter Straße im Westen bis zum Rudolph-Wilde-Park an der Kufsteiner Straße im Osten. Da der Rudolph-Wilde-Park direkt angeschlossen ist und auch sehr sehenswert, beziehen wir ihn einfach in den Volkspark mit ein. Der Rudolph-Wilde-Park erhielt 1963 seinen heutigen Namen, er hieß davor Stadtpark Schöneberg. Die Anlage beginnt an der Innsbrucker Straße, nahe des weltbekannten Rathaus Schöneberg (Hier sprach Kennedy die berühmten Worte: „Ich bin ein Berliner.“) im Bezirk Tempelhof-Schöneberg.
Die erste schöne Begegnung im Park ist der Goldene Hirsch (Wappentier des Bezirks Schöneberg). Der Goldene Hirsch befindet sich auf einer 8,80m hohen Säule im Hirschbrunnen. Wenn die Temperaturen es erlauben, schießen Wasserfontänen an der Säule empor. In der Nähe des Brunnens befindet sich eine große Liegewiese. Von der Liegewiese aus schaut man auf das Gebäude des U-Bahnhof Rathaus Schöneberg. Hierbei handelt es sich um die Carl-Zuckmayer-Brücke. Um auf die Carl-Zuckmayer-Brücke zu gelangen, kann man entweder einen schrägen Weg benutzen oder die Steintreppen. Von dort oben hat man zum einem den Blick über die Wiese mit dem schönen Hirschbrunnen im Hintergrund oder zur anderen Seite auf einen kleinen Entensee mit Liegewiese und anschließenden großem Kinderspielplatz.
Der RIAS-Spielplatz
Der Spielplatz ist noch vielen Berlinern als „RIAS-Spielplatz“ bekannt. RIAS ist die Kurzform für Rundfunk im amerikanischen Sektor, der Sender stellte 1993 seine Arbeit ein. Heute hat der Sender „Deutschlandradio Kultur“ in dem Funkhaus seinen Sitz. Das RIAS-Gebäude befindet sich am Hans-Rosenthal-Platz an der Kufsteiner Straße und bildet die Bezirksgrenze zwischen Wilmersdorf und Schöneberg. Der „RIAS-Spielplatz“ ist ein kleiner Abenteuerspielplatz mit Schaukeln, einem großen Holzschiff, Wasserstellen, Klettergerüst, uvm.. Außerhalb des Spielplatzes befindet sich eine lange Rutsche, Tischtennisplatten und Betonkuhlen für Skater usw.. Die kleine Anhöhe, von dem auch die Rutsche startet, dient im Winter als Rodelbahn und im Sommer als Liegewiese. Überquert man nun die Prinzregentenstraße, kommt man gleich in die nächste Parkanlage mit einem kleinen Hügel (zum Rodeln für die Kleinen), einer Liegewiese, einem Spielplatz, einem öffentlichen Tennisplatz und einem kleinem eingezäunten Hundeauslaufgebiet. Gleich neben dem Park an der Bundesallee ist ein Verkehrskindergarten. Um die stark befahrene Bundesallee überqueren zu können, wurde der Volksparksteg, eine Fußgängerbrücke, natürlich auch für Radfahrer, von 1969-71 errichtet. Ein blauer Pfeiler ragt 36m in die Höhe. An ihm sind sechs Stahlseile befestigt, die den gelb angestrichenen, 65m langen und 4m breiten Steg aus Stahl halten.
Der Fennsee
Unterhalb der Brücke steht eine Speerwerferskulptur von Karl Möbius. Die Bronzeskulptur wurde 1921 erschaffen, 1944 eingeschmolzen und 1954 neu gegossen. Auf der anderen Seite des Steges gelangt man fast direkt auf eine große Liegewiese. Auffallend sind zwei Unterstellhäuschen auf beiden Seiten der großen Liegewiese. Diese dienten früher zum Milchausschank. Auf der linken Seite befindet sich gleich neben dem einen Unterstellhäuschen, eine kleine Nische mit acht Steintischen, in denen Schach- und Mühlenmuster eingeprägt sind, mit jeweils vier Sitzgelegenheiten. Hier treffen sich sehr viele Schachbegeisterte zum Spielen oder nur zum Zuschauen. Auf der linken Seite der großen Liegewiese sind schön angelegte Stauden- und Blumenbeete zu bewundern. Neben der Liegewiese und auch davor befinden sich ein kleiner, für die kleinen Kinder, und ein großer Spielplatz, für die schon größeren Kinder. Dem größeren Spielplatz angeschlossen ist ein Basketballplatz. Im Anschluss an den Spielplatz befinden sich zwei Sportplätze, die von den umliegenden Schulen und vom 1. FC Wilmersdorf genutzt werden. Auf der rechten Seite am Sportplatz befindet sich eine Minigolfanlage. Im Hintergrund sieht man die Auenkirche. Sie wurde 1897 errichtet, erstmals erbaut wurde sie aber als Dorfkirche vermutlich im 13. Jahrhundert und 1766 durch einen Brand zerstört. Die zweite Kirche wurde 1771 errichtet, aber 1897 abgerissen. Erbaut wurde dann die heutige Kirche nach Plänen von Max Spitta. Die Grundsteinlegung der Auenkirche war am 18. Oktober 1895 und die Einweihung fand dann 31. Oktober 1897 statt. Die zweitgrößte Orgel Berlins befindet sich in der Auenkirche. Sie wurde 1897 von der Firma Furtwängler und Hammer erbaut, 1924, 1961 und 1991 renoviert und erweitert. Auf der anderen Seite der Sportplätze befindet sich noch ein kleiner Spielplatz, für die Kleinsten. Am Ausgang des Parks steht eine hübsche, aus Eisen geschmiedete Sonnenuhr.
Nun überquert man die große Kreuzung Blisse-/Uhland-/Mecklenburgische Straße. Am Anfang des dortigen Parks befindet sich eine kleine Liegewiese mit Bänken und einem schönen Blick auf den kleinen Fennsee (sehr romantisch bei einen schönen Sonnenuntergang!). Viele Bäume begrünen das Ufer und lassen kaum den Blick auf das Viadukt der U-Bahn an der Barstraße zu. Das Viadukt teilt den Fennsee in zwei gleich große Bereiche. Auch von der Barbrücke aus hat man zum einen den Blick nach Osten (wenn man klare Sicht hat kann man sogar den Turm des Rathauses Schöneberg sehen). Rund um den Fennsee führen verschiedene schöne Weg, entweder oberhalb des Sees oder mehr im Uferbereich. Am Ende des Fennsees führt eine große Steintreppe hinauf. Dort befindet sich noch ein Spielplatz, der sich auch wieder in zwei Bereiche je nach Altersgruppen teilt. Nun sind wir an der Rudolstädter Straße angekommen und somit am Ende der Tour.
Es sei noch zu erwähnen, dass man die Möglichkeit hat, verschiedene Weg durch den Grünzug zu benutzen. Jeder Weg hat dabei seine Reize und alle Parkanlagen verfügen über einen teilweise alten Baumbestand, wie z.B: Platanen, Linden, Ahorn und Birken. Hier und da sieht man auch große Findlinge. Außerdem befinden sich immer wieder kleine Imbisse oder Lokale im bzw. sehr dicht am Park. Der Park bietet ein schönes Wegesystem für Nordic Walker, Walker und Jogger und ist entsprechend beliebt bei Freizeitsportlern.
Noch mehr Wissenswertes
Der Volkspark Wilmersdorf ist ein Teil einer eiszeitlichen Nebenrinne und gehört, wie auch schon der Lietzensee, zur Grunewaldseenkette. Die damalige sumpfige Niederung, auch Fenn genannt, erstreckte sich vom jetzigen Rathaus Schöneberg über denn Fennsee bis hin zum Grunewaldsee. An der Stelle, wo sich heute die zwei Sportplätze befinden, war bis 1915 am Wilmersdorfer See das Seebad Wilmersdorf. Das Seebad war ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner. Man hatte die Möglichkeit zu baden, sich Boote zu mieten, das Restaurant oder den Tanzpalast zu besuchen. Ermöglicht wurde dies durch den Gastwirt Otto Schramm. Da 1903 das Gebiet des heutigen Fennsees, damals eine unbebaubare Fennrinne, zum Regenauffangbecken ausgehoben wurde, verlandete der See immer mehr. Heute zeugen nur noch der Wohnblock in der Schramm-/ Hildergard-/ Livländische Straße und Am Volkspark an die schönen Zeiten des Otto Schramms hin.
Die ganze einzigartige Umsetzung der Parklandschaft haben wir dem Gemeinde-Obergärtner Richard Thieme und der wohlhabenden Gemeinde Deutsch-Wilmersdorf (Stadtrecht 1906) zu verdanken. Der Grundgedanke Thiemes war, den Park in einem gemischten Stil des 19. Jahrhunderts, der in drei Teile untergliedert war, zu erschaffen. Somit entstand von 1910-1912 der erste Teil, nämlich der Rudolph-Wilde-Park in Schöneberg. Gefolgt vom zweiten Teilstück zwischen der Augustastraße, der heutigen Blissestraße,und der Rudolstädter Straße (1913 – 1920). Der mittlere Teil des Grünzuges zwischen Kaiserallee, heutige Bundesallee, und der Augustastraße entstand nach neuem Entwurf von 1933 – 1936. Anzumerken wäre noch, dass der Volkspark Wilmersdorf in der Zeit zwischen 1917 und 1945 den Namen Hindenburgpark trug. Der Parkbereich östlich der Prinzregentenstraße war für die Kinder mit Spielplatz und Spielwiese und der westliche Teil für die Erwachsenen mit Blumengarten und weißen Holzbänken mit Sprossen-Lehnen gedacht. Zu beiden Seiten der Straße führten Natursteintreppen mit Balustraden hinab. Gesäumt wurden diese von Vasen.
Auf der Südseite des Parks, in der Nähe des RIAS, in der Durlacher Straße (heutige) Nr. 15/15a wurde von 1893-1894 ein Atelier- und Wohnhaus erbaut. Es erhielt den Namen „Zum Bieber“, woher auch der Name des heutigen denkmalgeschützten Restaurant Bieberbau rührt. Das Haus bot in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Künstlern Ernst Ludwig Kirchner, Elisabeth und Clara Siewert, Gerhard Marcks und Max Pechstein Platz zum arbeiten und wohnen. Das Viadukt der U-Bahn unter der Barstraße waren einst monumentale Arkaden mit zwei Wandelhallen, die am Ende Zugang zu den Parkwegen hatten. Diese Hauptattraktion musste leider 1934/35 Baumaßnahmen weichen, da es Bauschäden durch Setzungen gab. Seit dieser Zeit gibt es auch keinen Durchgang unter der Brücke mehr.
Größe und Erreichbarkeit:
Der gesamte Park, einschließlich Rudolph-Wilde-Park, hat eine Länge von ca. 2.5 Kilometern (die Hauptlänge mit ca. 1800 Metern liegt im Wilmersdorfer Teil) und eine durchschnittliche Breite von ca. 150 Metern. Der Fennsee hat eine Fläche von rund 22.000 m⊃2; und ist ca. 670m lang.
Zu erreichen ist der Volkspark am Rathaus Schöneberg mit dem Bus 104 (Tunnelstraße ↔ U Berliner Straße bzw. Brixplatz), mit dem Bus M46 (Britz Süd ↔ S + U Bahnhof Zoologischer Garten) oder der U4 (U Nollendorfplatz ↔ U Innsbrucker Platz) bis Rathaus Schöneberg. Ansonsten mit der U7 (U Rathaus Spandau ↔ U Rudow) bis U-Bahnhof Blissestraße mit ca. 5 Minuten Fußweg, dem Bus 101 (U Turmstraße ↔ Zehlendorf, Sachtlebenstr.) oder mit dem Bus 249 (U Zoologischer Garten ↔ Roseneck) bis Am Volkspark. Außerdem mit dem Auto über den Stadtring bis Detmolder Straße bzw. Mecklenburgische Straße.
Umgebungstipps: Rathaus Schöneberg, 100 Jahre altes Bezirkskino „Eva Lichtspiele„, Alt-Wilmersdorfer Ortskern: Wilhelmsaue,