Die Wilhelmsaue

Die ehemalige Dorfaue des Dorfes Wilmersdorf

Die Wilhelmsaue in Berlin Wilmersdorf Die Wilhelmsaue in Berlin Wilmersdorf

(be) Ich liebe alte Dorfkerne und möchte Euch einen Spaziergang durch die Wilhelmsaue in Berlin Wilmersdorf empfehlen. Wilmersdorf war bis vor 110 Jahren noch ein Dorf vor den Toren Berlins. Die heute so markante Auenkirche gab es noch nicht, stattdessen stand an ihrer Stelle bis 1897 eine kleine Dorfkirche, die kaum die großen Bäume des Dorfes überragte. Es gab noch den großen Wilmersdorfer See und die Bauerngrundstücke an der Wilhelmsaue reichten bis an dessen Ufer hinunter. Überall weideten Schafe, Wilmersdorf war für seinen Schafskäse bekannt. Etwa an der Ecke Wilhelmsaue/Blissestrasse muss die Gaststätte „Das Goldene Lamm“ gestanden haben. Das Gasthaus lag an der Strasse, die von Charlottenburg über Schmargendorf  nach dem Jagdschloss Grunewald und nach Potsdam führte. Das Vorankommen auf den damaligen Sandwegen war sehr beschwerlich, deshalb hielten die Reisenden gerne beim „Goldenen Lamm“ an. Wo einst das Gasthaus stand, kann man heute am besten den Rundgang durch die Wilhelmsaue beginnen. (Vielleicht gestärkt durch ein Eis in der ältesten Berliner Eisdiele Monheim oder ein asiatisches Gericht vom empfehlenswerten „Phat Thai“ in der Wilhelmsaue 110)

Blissestift in der Berliner Wilhelmsaue

Das Blissestift in der Berliner Wilhelmsaue

Die Auenkirche

Die Auenkirche

Wir laufen die Wilhelmsaue in Richtung Bundesallee und bemerken als erstes die schönen Altberliner Gaslaternen, die so ein wunderbares Licht geben und unbedingt in so einem alten Dorfkern erhalten werden sollten.  Die Bebauung der Wilhelmsaue besteht heute aus einem Mix von Alt- und Neubauten. Kurz vor der „1. Kirche Christi Wissenschafter“ kommt man an einem schönen und prächtig mit Stuck verzierten Altbau vorbei. es geht über die Uhlandstraße vorbei am „Blissestift“. Der „Blissestift“ war in alter Zeit (1911) ein Weisenhaus, gebaut von den vererbten Geldern reicher Wilmersdorfer Bauern. Heute befindet sich das Blisse-Stift in der Verwaltung des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf mit der Hortbetreuung für die Comenius-Schule durch den freien Träger Grobi e.V. und Betreuungseinrichtungen für Autisten.

Altbauten in der Wilhelmsaue

Altbauten in der Wilhelmsaue

Nun geht es vorbei an der 1895 erbauten evangelischen Auenkirche, in der auch häufig sehr beliebte Konzerte stattfinden. Sie wurde erbaut nach Plänen von Max Spitta und zwar an der Stelle der alten Dorfkirche von Wilmersdorf. Die erste Dorfkirche stammte vermutlich aus dem 13. Jahrhundert, sie wurde 1766 durch einen Brand zerstört. Eine zweite Kirche wurde 1771 gebaut, aber bereits 1897 abgerissen. Die Grundsteinlegung der heutigen Auenkirche war am 18. Oktober 1895 und die Einweihung am 31. Oktober 1897. Die große eindrucksvolle Orgel der Auenkirche wurde 1897 von der Firma Furtwängler und Hammer gebaut, und dann 1924, 1961 und 1991 renoviert und erweitert. Sie verfügt über zirka 85 Register mit insgesamt knapp 7000 Pfeifen auf vier Manualen, dazu Nachtigall, Röhrenglocken und Zimbelstern.

Das Schoeler-Schlößchen

Das Schoeler-Schlößchen

Nun erreichen wir das Schoeler-Schlösschen. Es ist das älteste Gebäude Wilmersdorfs und verdankt seinen heutigen Namen dem Berliner Augenarzt Dr. Schoeler. Gebaut 1753 überstand es den großen Brand von 1766, den Zweiten Weltkrieg und wurde oft umgebaut und bekam 1935 ein drittes Stockwerk. Der herrliche Garten reichte einst bis an den Wilmersdorfer See hinunter. Vor einigen Jahren wurde das Gebäude aufwändig restauriert. Für die Innenrestaurierung ist jetzt wohl das Geld ausgegangen, zukünftige  Nutzungsmöglichkeiten werden gesucht. Im Gespräch ist zum Beispiel ein Trausaal, der auch behindertengerecht ausgestattet werden soll. (Update 11.03.2015: Artikel zum Thema im Berliner Tagesspiegel)

Um 1900 hatte Wilmersdorf schon mehr als 4000 Einwohner und die Berliner kamen in Scharen nach Wilmersdorf in die Sommerfrische. Das „Seebad Wilmersdorf“ lockte, später errichtete Otto Schramm dort sein berühmtes Vergnügungslokal und es gab viele Tanzveranstaltungen. Bis 1913 konnte man dort einkehren, später verlandete der See immer mehr und wurde dann endgültig zugeschüttet. Heute ist dort der Wilmersdorfer Park und ein großer Fußballplatz.

In der Mitte der ehemaligen Dorfaue lädt heute ein gepflegter Grünstreifen zum Spazierengehen und Verweilen ein. Ein Kinderspielplatz ist in Höhe der Aucnkirche zu finden. An der Mehlitzstraße steht ein großer Findling mit Bronzetafel zur Erinnerung an die ehemalige Dorfaue.

Quellen: Wilmersdorf in alter und neuer Zeit (1968, Kulturbuch Verlag Berlin)

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Links: 1. Kirche Christi Wissenschafter, Wilmersdorf, Auenkirche, Schoeler-Schlößchen


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