Ortsteil Lichterfelde
Herrschaftliche Villen und viel Grün
Das Dorf Lichtervelde wurde im 13. Jahrhundert wohl von flämischen Ansiedlern gegründet. Die Dorfkirche Lichterfelde wurde im 14. Jahrhundert aus Feldsteinen errichtet und um 1780 erneuert. Lichterfelde wurde 1865 gegründet und ist eines der ältesten Villenviertel Berlins. Der größte Ortsteil des Beziks Steglitz ist bis heute geprägt durch herrschaftliche Villen im Stil des Historismus, große Gärten, kleine Alleen und gepflasterte Straßen. Die Villenkolonie ist eine Gründung des Unternehmers Johann Anton Wilhelm von Carstenn, der auf eigene Kosten auch die Bahnhöfe Lichterfelde Ost (1868) und Lichterfelde West (1872) erbauen ließ. (Carstenn hat übrigens auch Friedenau gegründet)
Die Villen in Lichterfelde zeichnen sich durch eine große Vielfalt zum Teil phantasievoller Baustile aus, bis hin zu Jugendstilbauten, die um 1900 entstanden. Nach 1900 wurde Lichterfelde-West nach Norden hin durch die Entwicklung von Dahlem als weiterem Villenviertel zum Ortsteil Grunewald hin angeschlossen.
Carstenn finanzierte dem preußischen Staat auch den Umzug der Preußischen Hauptkadettenanstalt in großzügige Gebäude an der Finckensteinallee. Heute ist dort unter anderem eine Zweigstelle des Bundesarchivs. Von 1880 bis 1920 hatte auch das Garde-Schützen-Bataillon seinen Standort in Lichterfelde West in der neuen Gardeschützenkaserne, die heute Teile des Bundesnachrichtendienstes beherbergt. Lichterfelde West verzeichnete nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin die höchste Steigerungsrate bei Immobilien- und Mietpreisen im ehemaligen West-Berlin. Die erhaltene historische Bausubstanz steht inzwischen weiträumig unter Denkmalschutz. Die Villenkolonie profitiert seit dem Mauerfall wieder von der direkten S-Bahn-Verbindung nach Berlin-Mitte und dem Regierungsviertel (Linie S1).
Lichterfelde Ost
Lichterfelde Ost, das im Osten an den Steglitz-Zehlendorfer Ortsteil Lankwitz grenzt, ist der ältere Teil der Villenkolonie, hat jedoch im Zweiten Weltkrieg stärkere Beschädigungen davon getragen. Insbesondere ursprünglich repräsentativ gestaltete Gartenanlagen um den Bäkefluss und heutigen Teltowkanal fielen Gewerbegebieten zum Opfer. Dennoch findet sich auch in Lichterfelde Ost eine stattliche Zahl erhaltener Gründerzeitvillen.
Lichterfelde war von 1882 bis 1918 Sitz der Preußischen Hauptkadettenanstalt. In Lichterfelde verkehrte die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Lichterfelde Süd ist der Standort des Fliegebergs, von dem der Flugpionier Otto Lilienthal 1894 seine ersten Flugversuche mit selbstgebauten Gleitflugapparaten startete. Seit 1932 befindet sich dort eine Lilienthal-Gedenkstätte. Die Großenkelin von Gustav Lilienthal, Anna Sabine Halle, lebt übrigens in einem wunderbaren alten Haus in der Marthastraße. (Anmerk. d. Red.: Frau Halle ist im Jahr 2014 gestorben)
Neben der Villenkolonie ist die bekannteste Attraktion in Lichterfelde der Botanische Garten mit dem Botanischen Museum. Der Botanische Garten Berlin zählt mit einer Fläche von über 43 Hektar und etwa 22.000 verschiedenen Pflanzenarten zu den größten und bedeutendsten botanischen Gärten der Welt und ist der größte in Europa. Einen Besuch lohnt auch der nach einem Gartenarchitekturwettbewerb von 1908 bis 1911 nach einem Entwurf von Friedrich Bauer angelegte Parkfriedhof Lichterfelde am Thuner Platz, der sich nicht zuletzt wegen seiner schönen Anlage bereits in den 1920er Jahren zum Prominentenfriedhof entwickelte. Das ehemalige Gutshaus des Villenkoloniegründers J. A. W. von Carstenn mit einer kleinen Grünanlage findet sich am Hindenburgdamm (das Carstenn-Schlösschen). Es wird heute vorwiegend für soziale Zwecke genutzt. Die ursprüngliche Inneneinrichtung ist zerstört, Teile der Gartenanlage sind erhalten und können besichtigt werden (Schlosspark Lichterfelde).