Das Tempelhofer Feld bleibt wie es ist
Eindeutiges Votum des Volksentscheides
(be) Mit einem eindeutigen Votum von 738 124 Stimmen (64,3 Prozent) haben sich die Berliner am 25. Mai bei einem Volksentscheid dafür ausgesprochen, das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof unbebaut zu lassen. Die geplanten Wohnungen, Gewerbeansiedlungen und die 300 Millionen teure Landesbibliothek werden nicht gebaut. In dieser Eindeutigkeit überrascht die Entscheidung der Wähler, wurde doch seit Monaten über die Nutzung des Tempelhofer Feldes erbittert gestritten.
Senator Michael Müller sagte zum Ergebnis des Volksentscheids: „Die Berlinerinnen und Berliner haben sich entschieden. Das nehme ich mit Respekt zur Kenntnis. Dennoch bedaure ich die vergebene Chance 4.700 dringend in der Innenstadt benötigte städtische Wohnungen auch für kleine und mittlere Einkommen bauen zu können.“
Erfreut zeigt man sich auch beim BUND: „Mit einem klaren Votum haben sich die Berlinerinnen und Berliner dafür entschieden, das Tempelhofer Feld in seiner einzigartigen Bedeutung für Freizeit, Erholung und Natur sowie als identitätstiftenden Ort für Berlin zu sichern. Mit ihrem Gesetzentwurf hat die Initiative 100 % Tempelhofer Feld offensichtlich den Nerv der Stadt getroffen.“ Robert Ide vom Berliner Tagesspiegel betont in seinem Kommentar zum Ausgang des Volksentscheides: „Der Senat habe sich seine Niederlage selbst zuzuschreiben“. Der Volksentscheid habe gezeigt, dass die Berliner dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit nicht mehr glauben: „Doch die Berliner haben offensichtlich keine Lust mehr, sich Pläne von dieser Regierung, die weder beim Flughafen in Schönefeld noch bei der Lösung der S-Bahnkrise vorankommt, vorsetzen zu lassen.“ (Link zum Kommentar beim Tagesspiegel)
Anja Sorges, Geschäftsführerin und Pressereferentin beim NABU Berlin meint zu den Plänen für das Tempelhofer Feld: „Was wir bisher an Planungen für Umgestaltungs- und Bauvorhaben vorgelegt bekommen hatten, war alles andere als zum Schutz der Natur gedacht. Auch der Ausgleich von potentiell anstehenden Maßnahmen, um Lebensraum von Feldlerche, Steinschmätzer und Co. zu erhalten und gleichzeitig der Berliner Bevölkerung ein Freiraum- und Naturerlebnis zu ermöglichen, stand scharf in der Kritik der Naturschützer. Denn sowohl Natur als auch der Bürgerwille schien in den Planungen des Senats kaum noch eine Rolle zu spielen.“
Häme gab es im Vorfeld des Volksentscheides von Jens Jessen von der ZEIT. „Schaut auf diese Wüste“, schrieb er und moserte „die Berliner sind stolz auf die ungeheure Hässlichkeit des Tempelhofer Felds“. Ja Herr Jessen, so sind wir hier in Berlin! Man kann heute auch getrost sagen, die Wüste lebt!„
Was sagt das Gesetz der Initiative 100% Tempelhofer Feld?:
Die wichtigsten Regelungen:
Was erlaubt ist:
Auf dem gesamten Feld: Das Anlegen von Bolzplätzen, Sport/Ballspiele ausserhalb der geschützten Wiesenflächen, chillen und grillen, mobile Möblierung (Bänke, Tische, Liegen, Sonnenschirme) Gastronomie, dezentrale Versickerung von Regenwasser (also kein riesiges Becken) der Einsatz von Fahrzeugen zur Bewirtschaftung des Feldes. Das Pflanzen von großen einzeln stehenden Bäumen muss jeweils genehmigt werden.
Im äußeren Wiesenbereich ist möglich: Sanitäre Anlagen, Sportplätze, fliegende Bauten, Hinweisschilder, das Pflanzen von solitär stehenden Obstbäumen und Flurgehölzen, Almende (offene Gemeinschaftsgärten) dauerhafte Möblierungen, die Erweiterung des muslimischen Friedhofes am Columbiadamm.
Was verboten ist:
Neubauten, Aufschüttungen, Abgrabungen, (Teil-)Privatisierung, Erweiterungen der Bestandsgebäude auf dem Feld, Camping und Zäune.