„Dinge, die verschwinden“
Von Jenny Erpenbeck
Verschwinden könnte dieses schmale Buch leicht neben all den wichtigen und wuchtigen Romanwälzern des letzten Bücherherbstes. Dabei ist das knapp hundertseitige Prosabändchen der 1967 in Ostberlin geborenen Jenny Erpenbeck eine der gedanklich und emotional erfrischendsten Lektüren, die man sich derzeit gönnen kann. Ein kleines literarisches Juwel.
Dinge, die verschwinden erzählt von Sperrmüll und einst geliebtem Krempel, von Gegenständen eines vergangenen Alltags wie Teppichstangen, Kohleöfen oder Plumpsklos, vom Veralten von Wörtern und Verhaltensweisen (wie Höflichkeit), von einst gepflegten Ritualen (wie Friedhofsbesuchen), von einem Kindergarten in Berlin Mitte, aus dem ein Hubschrauberlandeplatz werden soll, und von repräsentativen Gebäuden wie dem «Palast der Republik», dem die Republik so lange abhanden kam, bis ihr Verschwinden den Palast selbst restlos zum Verschwinden brachte.
Ein humorvolles Buch, für das Jenny Erpenbeck in der Lesung mehrere Male Zwischenapplaus bekam.
Verlag Galiani Berlin
112 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag; Preis: € 14,95 (D) / 26,90 sFr/ € 15,40 8(A); ISBN 978-3-86971-004-4
Lesungsmitschnitt vom 9. Berliner Wintersalon von Britta Gansebohm: