Fashion Week 2014
(btm) „Mode made in Berlin“ setzt internationale Trends. Zweimal jährlich ziehen die Fashion Week und die renommierte Bread & Butter mit Messen und einer Vielzahl an Modeschauen internationale Einkäufer, Journalisten und Fashionfreunde aus aller Welt an. Zu sehen gibt es hier ein breites Spektrum an Labels – von Newcomern bis hin zu etablierten Marken.
Viele hiesige Labels wie Lala Berlin, Kaviar Gauche, Firma Berlin oder Vladimir Karaleev verkaufen inzwischen in Boutiquen in Tokio, zeigen ihre Mode in London und Paris und kleiden sogar Hollywoodstars ein. Die meisten der erfolgreichen jungen Designer haben eine der neun Berliner Modehochschulen besucht. Die jährlichen Shows der Abschlussklassen, vor allem von der Universität der Künste und der Esmod Berlin, sind viel beachtete Events, die der Branche neue Impulse geben. Viele Absolventen bleiben nach dem Studium in Berlin. Mindestens 800 – überwiegend junge – Designer sollen sich in der deutschen Hauptstadt tummeln.
Von der Unesco als „City of Design“ gekürt, ist Berlin dafür bekannt, dass sich hier mit wenigen Mitteln viel erreichen lässt. Im Vergleich mit anderen Metropolen hat Berlin immer noch realtiv günstige Ladenateliers. Zudem ist die Offenheit der Stadt ein idealer Nährboden für Innovation. Nachwuchspreise erleichtern zusätzlich den Start in die Selbstständigkeit, wie etwa der Wettbewerb „Start your fashion business“, aus dem 2013 Labels wie Bobby Kolade, Sopopular und VonSchwanenflügelPupke hervorgegangen sind. Inzwischen gibt es etwa 3.700 Modeunternehmen in Berlin – damit ist deren Zahl innerhalb der letzten zehn Jahre um ein Drittel gestiegen.
Von Streetwear bis Haute Couture
Neben dem Nachwuchs aus den Modehochschulen kommen junge Designer aus der ganzen Welt in die Metropole Berlin. Rund achthundert Labels sind es inzwischen. Das Spektrum reicht von Michael Michalsky, einst Chef-Designer von Adidas, über Haute-Couture-Schneiderinnen wie Andrea Schelling oder Überflieger Michael Sontag, der mit seinen asymmetrischen Schnitten und Drapierungen über Nacht zum Star wurde – bis hin zu Malaika Raiss oder Achtland, die sich von Kunstwerken psychisch Kranker der Sammlung Prinzhorn inspirieren lassen und Seide bemalen, zerreissen, nähen und besticken. Die Entwürfe von Perret Schaad oder Alexandra Kiesel bewegen sich zwischen schlichter Eleganz und Avantgarde. Das Newcomer Label Glaw zeigte seine feminine Kolletion aus Leder und Seide erstmals im Sommer 2013 auf der Mercedes Benz FashionWeek. Funktional minimalistisch hingegen ist das Design des Jungtalents Hien Le, der hochwertige Stoffe bevorzugt und in Berlin fertigen läßt. Anntian gibt es seit 2006 und ist bereits international bekannt. Ihr Markenzeichen sind lässige Schnitte mit wilden Siebdrucken.
Berlin gilt auch als Hochburg für Streetwear. Auf der Bread & Butter werden die für Berlin typischen Brüche deutlich. So präsentiert die weltweit größte Modemesse für Street- und Urbanwear neben den jungen und progressiven Marken die wichtigsten internationalen Jeans- und Sportswearanbieter im stillgelegten, ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof.
Öko-Mode: von ReClothing bis Upcycling
Im Vergleich mit anderen Design-Städten wie Paris oder Mailand ist in Berlin der Wille zum Experiment groß, in jüngster Zeit auch im Bereich Öko-Mode. Das Label Umasan in der Linienstraße in Mitte war das erste Label weltweit, das zugleich vegan, ökologisch und fair handelt. Die Betreiberinnen verzichten auf alle tierischen Produkte und experimentieren stattdessen mit innovativen Fasern. Ebenso ist Magdalena Schaffrin eine Vordenkerin der neuen Öko-Bewegung. Auch Shooting-Star Daniel Kroh ist seit einigen Jahren in aller Munde. Der Berliner Desinger kreiert Mode aus alter Arbeitskleidung – „ReClothings“ heißt sein Recycling-Projekt. Und die wunderbare Nanna Kuckuck kreiert in ihrem Charlottenburger Atelier Roben, die aus Frauen Göttinnen machen.
Christine Mayer hat ihren Showroom in Berlin-Mitte. Ihr Label steht für die Verschmelzung von Mode und sozialem Engagement sowie für die Transformation recycelter Materialien. Absoluter Hit sind Shirts aus Algen, die nicht nur lässig aussehen, sondern zugleich die Haut pflegen.
Ebenfalls in Mitte befindet sich der Upcycling-Fashion-Store. Dort sind internationale Designer vertreten, die bereits getragene Kleider und Materialien wiederverwenden und dabei aufwerten. Ein solches Beispiel ist auch das Label schmidttakahashi, das am Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg sein Atelier hat.
Die Hotspots der Berliner Modeszene
Berlins inzwischen bekanntester Modemacher Michael Michalsky hat seine Gallery bzw. den Showroom am Potsdamer Platz. Gleich um die Ecke befindet sich die von ihm gestaltete Catwalk Bar, die erste Modebar in Berlin, in der sogar die Kellner Kreationen des Designers tragen.
Die Mehrzahl der etablierteren Modeschaffenden haben sich in der Spandauer Vorstadt zwischen Hackescher Markt und Rosenthaler Platz im Berliner Bezirk Mitte angesiedelt. Besonders in der Alten Schönhauser Straße sowie in den Hackeschen Höfen reiht sich ein Modegeschäft an das nächste. In Europas größtem Hofensemble hat auch das Schuhlabel Trippen einen Showroom. Die Berliner Holz- und Lederschuhmanufaktur zieht seit den 1990er Jahren eine internationale Kundschaft an und gehört mit zu den Begründern des Berliner Design-Aufschwungs.
Hotspot für Modeinteressierte ist weiterhin die Mulackstraße, ebenfalls in Mitte. Dort übertrumpfen sich Berliner Designer in ihren Boutiquen mit eigenwilligen Outfits, so z.B. das Label Starstyling oder Firma Berlin. Letzteres designt erfolgreich vom Bauhaus inspirierte Mode für Männer und Frauen, die funktional, aber trotzdem raffiniert ist. Ein paar Türen weiter finden sich außerdem die bedruckten Schals von Lala Berlin, die bei Schauspielerinnen wie Mischa Barton oder Jessica Alba gefragt sind.
Jüngere Labels siedeln sich ebenfalls in Mitte in Nähe des Rosenthaler Platzes zwischen Brunnen- und Torstraße an. Der Store Soto enstand aus dem Bedarf dreier junger Männer, die in Berlin nicht die Herrenkleidung fanden, die sie selber gerne tragen wollten. Die jetzt bei Ihnen angebotene Mode ist zwischen American Sportswear und skandinavischer Lässigkeit angesiedelt.
Der Happyshop, ein 6 Meter hoher Holzpavillon auf der Torstraße in Berlin-Mitte, ist ein Mode Concept Store. Dort verkauft Inhaberin und Designerin Mischa Alexandra Woeste ihr Label Smeilinener. Marken wie Kitsuné, Minä Perhonen, Christopher Kane, Toga und Archive ergänzen das Angebot. Architektur und Ladenausstattung wurden von Fingerle&Woeste erstellt.
In der Kastanienallee und Oderberger Straße in Prenzlauer Berg tummeln sich ebenfalls zahlreiche junge Designer mit eigenen Läden und Ateliers. Groß im Kommen ist auch der Stadtteil Friedrichshain rund um die Wühlisch- und Kopernikusstraße sowie der neue Szenekiez im Norden Neuköllns für junge Modemacher, insbesondere im Reuterkietz und der Bürknerstraße.
Nemona, das Netzwerk Mode und Nähen Neukölln, ist ein EU-gefördertes Modellprojekt im Bereich Fashion und Produktion in Berlin Neukölln und richtet sich an junge ModedesignerInnen und NäherInnen. Das Ziel liegt in der partnerschaftlichen Vernetzung dieser beiden Gruppen, um neue Beschäftigungspotentiale und Geschäftsmodelle zu entwickeln.
In einem Hinterhof der Oranienstraße in Kreuzberg eröffnete vor nicht allzu langer Zeit der Voo Store, ambitionierter Concept Store für Mode und Design. Den Betreibern gehört auch die in der Nähe gelegene Bar Luzia. Auf 300qm verkauft Voo viele nordische Labels, aber auch Vintage –Stücke aus Paris, ausgesuchte Schreibwaren, Kosmetika und ausgewähltes Kinderspielzeug. Ein Café und zugleich Veranstaltungsort im Laden rundet den Aufenthalt beim Shoppen ab.
Für Geschäfte im großen Stil bietet hingegen der Osthafen ein einzigartiges Modezentrum. Markenfirmen wie Hugo Boss, Esprit, Escada und Tom Tailor haben dort Showrooms eingerichtet, um dem Einzelhandel ihre neusten Kollektionen zu präsentieren.
Aus Mitte in die Potsdamer Straße zog es vor drei Jahren Andreas Murkudis. Im ehemaligen Tagespiegel-Areal eröffnete er ein Mini-Warenhaus auf 1000 Quadratmeter, in dem er ausgesuchte hochwertige Kleidung, Lederwaren, Accessoires und Einrichtungsgegenständige verkauft. Luxus hat für ihn einen höchst nachhaltigen Charakter. Einen weiteren Standort gibt es in Charlottenburg, unweit des Waldorf Astoria: in dem im April 2014 eröffneten Bikini-Haus.
Trends auf der Spur: Die Berlin Fashion Week
Vom 8. bis 13. Juli – finden im Rahmen der Fashion Week mehr als 100 Veranstaltungen statt, darunter die Mercedes-Benz Fashion Week im Erika-Hess-Eislaufstadion im „wilden“ Wedding sowie die Modemessen Premium im ehemaligen Postgüterbahnhof am Gleisdreieck und die Bread & Butter auf dem Flughafen Tempelhof. Zur Fashion Week präsentieren international bekannte Marken wie Chacharel, Fendi, M Missioni oder Trippen ihre neusten Kollektionen auf der Messe Premium vom 8. bis 10. Juli. Die Messe, die Mode und Lifestyle in einmaliger Größe und Qualität vorstellt, ist eine der bedeutendsten internationalen Plattformen für Premiumkollektionen. Die größte Messe für Streetwear ist die international führende Bread & Butter, die in der spektakulären Kulisse des stillgelegten Flughafens Tempelhof jede Saison fast 100.000 Einkäufer und Journalisten aus aller Welt anzieht. Auch die Bright Tradeshow widmet sich der Streetwear, Sneakern, Fashion und dem Boardsport in Europa. Show & Order, die Messe für High-Fashion, präsentiert im Kraftwerk Berlin Mitte rund 250 internationale Kollektionen und Modemarken. Die New Yorker Trade Show [Capsule], die Panorama Berlin oder die Messe Curvy is sexy für PlusSize-Mode und viele andere Formate ergänzen das Angebot an Messen während der Fashion Week.
Einen wichtigen Stellenwert nimmt inzwischen Eco-Fashion ein: Auf kleineren und größeren Schauen und Messen wie der ethical fashion show oder dem Green Showroom präsentieren junge Designer die aktuellen Trends im Bereich der Öko-Mode. In diesem Jahr tut sich der Showfloor Berlin mit The Gallery Berlin in den Opernwerkstätten zusammen. Dies ist ein erster Schritt im Rahmen einer Neukonzeptionierung und Neuaufstellung einer in den vergangenen Jahren sehr erfolgreichen Veranstaltung mit über 10.000 Besuchern je Saison.
Große Marken wie Joop! oder der Lokalmatador Michael Michalsky sorgen mit ihren Shows in ausgefallenen Locations wie der Nationalgalerie, Kirchen, Flugzeughangars oder verlassenen Industriehallen immer wieder für Überraschungen. In der Front Row trifft man Prominente wie Boris Becker, das Supermodel Julia Stegner und internationale Stars wie Kim Cattrall, Hilary Swank und Matt Dillon. Last but not least fehlt auch die Modekritikerin Suzy Menkes nicht in der Liste. Daneben gibt es noch kleinere Messen wie die Premium mit Avantgardemode oder die 5 elements für Dessous.
Bei den Showroom Days präsentieren sich dieses Jahr unter dem Motto „… are you tough elastic?“ mehr als 150 Designer und Künstler. Geboten werden als weitgehend öffentliche Veranstaltungen Mode-Kollektionen, Retrospektiven, Fotoausstellungen oder fachübergreifende Projekte.
Neben den großen Messen für Fachbesucher und geladene Gäste finden zahlreiche spannende Events rund ums Thema Mode in der ganzen Stadt statt. Von handgemachter junger Mode auf der Brunnenstraße beim Modeevent Wedding Dress bis hin zu Pop-up-Stores ist für jeden Fashion-Begeisterten etwas dabei. So präsentiert das Berliner Durchstarter Label Superficial vom 8. bis 13. Juli seine Spring/Summer 15 Kollektion. Es heißt „ready to Order“ beim Pop Up by Projektgalerie at Butterflysoulfire Boutique in der Mulackstraße 11 in Berlin-Mitte. Und nach den Shows treffen sich Designer, Models und Fashionistas auf den vielen After-Show-Partys.
Links: Premium,
Fotos: Photodune (2 Symbolfotos), Becker, Bread&Butter Presse