Potsdamer Platz

Potsdamer Platz Berlin Potsdamer Platz Berlin, Beisheim Center

(btm) Schon als „größte innerstädtische Baustelle Europas“ zog der Potsdamer Platz mehr als zehn Millionen Schaulustige an, die sich in der knallroten, auf Stelzen stehenden Infobox der Frankfurter Architekten Till Schneider und Michael Schumacher über das beeindruckende Baugeschehen informierten. Dass Baustellen auch spannende „Schaustellen“ sein können, wurde am Potsdamer Platz „erfunden“. Aus der bekanntesten Brache der Stadt, jahrzehntelang im Niemandsland der Mauer gelegen, entwickelte sich durch die Initiative vorwiegend privater Investoren in nur sieben Jahren – vom ersten städtebaulichen Entwurf bis zur baulichen Realisierung – ein „Urban Entertainment Center“. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder man mag den neuen Potsdamer Platz oder man kann mit ihm überhaupt nichts anfangen. Machen Sie sich am besten selbst ein Bild!

Das Kollhoff-Haus in Berlin

Das Kollhoff-Haus in Berlin

Die Schaffung eines zeitgenössischen Stadtquartiers zwischen Tradition und Modernität, das zum Arbeiten, Einkaufen, Amüsieren, aber auch Wohnen einlädt, erregte weltweite Aufmerksamkeit. Nicht verwunderlich, sorgten doch Stararchitekten wie Renzo Piano, Richard Rogers, Arata Isozaki, Rafael Moneo und Helmut Jahn für die Realisierung des im Wettbewerb siegreiche städtebaulichen Konzeptes von Hilmer & Sattler und Albrecht. Die beiden 100 Meter hohen Gebäude am Potsdamer Platz von Hans Kollhoff bzw. Helmut Jahn sind inzwischen zu Wahrzeichen des „neuen“ Berlin geworden.

Spricht man vom Potsdamer Platz muss man sich vergegenwärtigen, dass sich das so bezeichnete Areal eigentlich aus fünf Bereichen zusammen setzt: dem DaimlerChrysler Quartier mit der Shoppingmall Potsdamer Platz Arkaden, dem nördlich angrenzenden Sony-Center, den Park-Kolonnaden des A&T-Konzerns, dem erst kürzlich fertig gestellten Beisheim-Center sowie dem Leipziger Platz mit seinen vielen einzelnen Grundstücken und Projekten, die sich zum Teil noch in der Entwicklung befinden.

Blick auf den Potsdamer Platz

Blick auf den Potsdamer Platz

Daimler Chrysler Quartier

1998 wurde der erste Abschnitt der modernen Einkaufsstadt eröffnet. Daimler Chrysler beauftragte den aus Genua stammenden Wettbewerbsgewinner Renzo Piano mit seinem deutschen Partner Christoph Kohlbecker. Das riskante Unternehmen, einen kompletten Stadtteil aus dem Nichts heraus zu errichten und einen funktionierenden Organismus zu schaffen, in dem sich Zehntausende Menschen täglich aufhalten, ist allen Kritikern zum Trotz, gelungen. Piano legte besonderes Augenmerk auf die Qualität der öffentlichen Freiräume: Straßen, Gassen und Plätze, die im Sinne der traditionellen europäischen Stadt mit Straßencafes und Läden die Besucher zum Aufenthalt einladen.

Tatsächlich hat sich insbesondere für Touristen die Mischung aus Läden, Restaurants, Kinos, Theater und Hotels zum Magneten entwickelt. Die wenigen historischen Reste, wie die Lindenallee der Alten Potsdamer Straße und das Weinhaus Huth von 1910 lassen zuweilen die Tatsache vergessen, dass es sich um eine komplett neu erbaute und vor allem private Stadt des Daimler Chrysler Konzerns handelt. Um der gestalterischen Vielfalt einer gewachsenen Stadt nahe zu kommen, wurden für das gesamte Quartier mehrere Architekten beauftragt, die wunschgemäß unterschiedliche „Handschriften“ hinterließen. Renzo Pianos Gebäude sind zum Beispiel mit einer kleinteiligen Fassade aus Terrakotta, gebrannten Ziegeln in gelb-orange-ockerfarbenen Tönen gehalten.

Der zu Pianos Ensemble gehörende Marlene-Dietrich-Platz, im Jahr 2000 erstmals Austragungsort der 50. Internationalen Filmfestspiele Berlin, beeindruckt durch das Musicaltheater und Casino mit dem imposanten, weit ausladenden Stahldach. Dieses Haus schafft zudem durch seine Form, Größe und geschickte Anordnung als „Spiegelung„ der Staatsbibliothek die Überleitung in das Kulturforum, einem baulichen Erbe der Nachkriegszeit, mit Mies van der Rohes weltberühmter Neuen Nationalgalerie und Hans Scharouns Philharmonie. Gegenüber dem Casino realisierte der Spanier José Rafael Moneo in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Designer Hannes Wettstein das elegante Hotel Grand Hyatt Berlin. Um ein Atrium herum gruppieren sich in sechs Geschossen mehr als 350 Hotelzimmer und Suiten. Die dichte Bauweise traditioneller Berliner Mietshäuser ist hier geschickt und sehr funktional neu interpretiert worden. Im Inneren erweitert sich das Gebäude durch Lufträume und raffinierte Raumkompositionen, die sich zu einem komplexen Gebilde zusammenfügen, unterstrichen durch sorgfältig aufeinander abgestimmte Materialien.

Am von den niederländischen Landschaftsarchitekten DS entworfenen Tilla-Durieux- Park, der mit seiner langgestreckten, großmaßstäblichen Rasenskulptur gewohnte Parkbilder in Frage stellt, stehen drei an große Maschinen erinnernde Gebäude, die vom britischen High-Tech-Architekten Richard Rogers entworfen wurden. Rogers hatte bereits in den Siebziger Jahren gemeinsam mit Renzo Piano mit dem Centre Pompidou in Paris moderne Architekturgeschichte geschrieben. Neben dem Kino, einem Hotel und Wohnhäusern der deutschen Architekten Ulrike Lauber und Wolfram Wöhr hat der Japaner Arata Isozaki ein Geschäftshaus am Landwehrkanal geschaffen. Auf der anderen Seite des Parkes reihen sich mit rotem Ziegel verkleidete, sehr rationalistisch anmutende Gebäude auf, die zu den „Park-Kolonnaden“ gehören. Vom Italiener Giorgio Grassi stammt das Konzept, das von Peter Schweger, Jürgen Sawade und Roger Diener aus Basel als „Brückenhäuser“ über einem U-Bahn-Tunnel umgesetzt wurden. (btm)

Sony Center Abendstimmung

Sony Center Abendstimmung

Sony-Center

Weithin sichtbares Erkennungszeichen des 2001 eröffneten Sony Centers ist ein riesiges, weißes Zeltdach, das die Plaza des aus sechs Gebäuden bestehenden Sony Centers überspannt. Von weitem ähnelt die Silhouette des weißen Dachs dem Fujiyama, was den japanischen Investoren an Helmut Jahns Wettbewerbsbeitrag besonders gefallen haben soll. Am Abend wird die spektakuläre Dachkonstruktion aus Stahl, Glas und Stoff in einem Wechselspiel von Farben illuminiert, die die wechselnden Stimmungen von Sonnenuntergang bis Dunkelheit reflektieren soll. Ausschlaggebend für die Wahl des Entwurfes des deutschstämmigen, in Chicago lebenden Architekten, war aber wohl die technisch- futuristische Anmutung der Stahl und Glaskonstruktionen mit „schwebenden“ Glasaufzügen und Außen-Rolltreppen, die dem Unterhaltungs- und Elektronik-Konzern als adäquates architektonisches Image erschienen.

Das Sony Center wirkt wesentlich einheitlicher als die DaimlerChrysler Quartier. Varianz in die sehr homogene, „coole“ Fassadengestaltung bringen einige historische Relikte des ehemaligen Luxushotels Esplanade, die wie in Glasvitrinen stehend, in die Neubauten integriert wurden. Auch dies sorgte bereitswährend der Bauzeit international für Furore: Der ehemals von Kaiser Wilhelm II. für seine Clubabende genutzte, denkmalgeschützte Kaisersaal stand den städtebaulichen Planungen buchstäblich im Wege. So wurde er „verpackt“ und auf Luftkissen gelagert – um ihn dann in einer zweitägigen Aktion 75 Meter an den heutigen Standort zu verschieben. Ein aus der Fassade markant heraus geschobener viergeschossiger Baukörper, der ein IMAX-Kino, eine Großbild-Leinwand und ein Wasserbecken enthält. In ungewöhnlichem Kontrast zur Architektur hat der amerikanische Landschaftsarchitekt Peter Walker ein Ensemble aus Birken geformt, das tagsüber das Bild des annähernd elliptischen Platzes bestimmt. Bei Dunkelheit überraschen blau leuchtende Linien im Platzbelag.

Beisheim Center am Potsdamer Platz

Beisheim Center am Potsdamer Platz

Beisheim-Center

Vis-à-vis dem Sony Center entstand zwischen 2001 und 2004 als letzter Baustein am Potsdamer Platz das Beisheim-Center. Otto Beisheim ist Gründer der Metro-Gruppe und zugleich einer der erfolgreichsten Unternehmer der Welt. Anlässlich seines 80. Geburtstags investierte er eine halbe Milliarde Euro aus seinem privaten Vermögen in dieses neue Areal am südlichen Rand des Tiergartens, das aus zwei Bürogebäuden, zwei Hotels (dem Berlin Marriott und dem Ritz Carlton) und den Parkside-Appartments besteht. Das Bau-Ensemble des Beisheim-Centers wird deutlich durch den 70 Meter hohen Turm des Luxushotels Ritz Carlton markiert, an dem die goldenen Letter BC weithin leuchten. In den oberen Geschossen befinden sich die exklusive Tower Apartments mit angeschlossenem Hotelservice nach amerikanischem Vorbild. Der 18-geschossige von den Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht entworfene Hotelbau soll mit seiner cremefarbenen Kalksteinfassade und der vertikalen Gliederung (ähnlich wie auch das benachbarte, jedoch zur DaimlerChrysler-City gehörende Kollhoff-Hochhaus) an das berühmte Rockefeller-Center in New York oder an die eleganten Hochhäuser Chicagos der Jahrhundertwende erinnern.

Während das Ritz Carlton das „erste Haus am Platze“ ist, orientieren sich die Parkside Apartments zum Tiergarten. Der englische Architekt David Chipperfield hat hier ein Wohngebäude mit 36 zwischen 150 und 300 m2 großen Luxus-Apartments, geschaffen. Zielgruppe ist ein internationales Publikum, das eine moderne Noblesse, ausgesuchte Materialien und sorgfältige Detailbehandlung zu schätzen weiß. Das Gebäude mit den auffällig gerundeten Kanten und den versetzten Balkonen drückt eine zeitgenössische Interpretation hochwertigen Wohnungsbaus aus, ohne traditionelle Vorbilder zu strapazieren. Die Lage des Wohnhauses am Rande des Tiergartens und der Blick aus den oberen Etagen sind einzigartig. (btm)

Potsdamer Platz am Abend

Potsdamer Platz am Abend