Axel Prahl präsentiert neue CD
Ein gut aufgelegter Axel Prahl präsentierte sich am 4. November 2011 im „Saunakeller“ des Kulturkaufhauses Dussmann seinem zahlreich erschienen Publikum. Am selben Tag ist nun die erste CD des Schauspielers und Sängers mit dem Titel „Blick aufs Mehr“ erschienen.
Schon von weitem sah man das Publikum bis auf die Friedrichstraße hinaus anstehen. Letztendlich fanden viele Besucher zum Beginn der Veranstaltung dann auch keinen Platz mehr im Saal unter der Sphinx und mußten versuchen, von der Treppe aus einen Blick auf den beliebten Tatortkommissar zu erhaschen. Drei Lieder von der neuen CD wurden dann von der CD abgespielt, eines live gesungen. Zwischendurch gab Axel Prahl im Gespräch mit dem Moderator Auskunft darüber, wie er zur Musik kam. Text und Musik auf der CD stammen aus der Feder von Axel Prahl. Lebenserfahrungen fließen in den musikalischen Ausdruck ein. Nun singen ja viele Schauspieler, Prahl macht aber seine Sache zusammen mit seinem Inselorchester richtig gut. Seine kraftvolle Stimme hat was. Zum Abschluss will er noch etwas „Partymucke“ machen und stimmt mit seinen Musikern das Stück „Summertime“ von George Gershwin an und entläßt ein begeistertes Publikum.
Das Coverfoto seiner CD, vom Starfotografen Jim Rakete aufgenommen, zeigt Axel Prahl mit wilder Frisur. Das müsse man vielleicht als Warnung davor verstehen, so meint er scherzhaft, dass einem beim Hören der CD die Haare zu Berge stehen könnten.
Prahl singt Prahl
Als Axel bekam er als Achtjähriger die erste Gitarre aus einem schwachbunten Quelle-Katalog, als Dreizehnjähriger träumte er davon, mal eine Schallplatte zu machen, als junger Mann versucht er sein Glück mit einem Musikstudium auf Lehramt in Kiel, um es dann doch zunächst lieber als Straßenmusikant in Spanien finden zu wollen. Doch „gut Ding will Weile haben“!
Den – mentalen – Durchbruch beeinflusst hat wohl ein spontaner Auftritt 1998 mit seinem Freund Andreas Dresen vor 3500 Menschen in der Berliner Columbiahalle. Es war ein Tribut-Konzert für Gundermann. Prahl sang dessen „Vater“- Song (eine deutsche Nachdichtung eines Tory Amos Klassikers), und zwar so, dass es in der überfüllten Halle plötzlich ganz still und danach sehr laut wurde. Den Startschuss gab er selbst Anfang 2010, als er an seinen Küchentisch in Berlin lud, seine Gitarre vorholte und einige Song- Skizzen vorstellte.
Nun ist es also so weit. Axel Prahl bringt, 51-jährig, sein erstes Album heraus. Doch er singt nicht irgendwas! Er interpretiert nicht Brel neu oder Brecht anders, singt keinen Swing oder Schlager der zwanziger Jahre, nicht Rio Reiser, den er sehr schätzt, oder Hans Albers, nein, …mit drei Worten gesagt: Prahl sing Prahl.
Seine Band ist ein kleines handverlesenes Orchester von Musikern, die in der deutschen Rock-, Jazz- und Klassikszene einen klangvollen Namen und eine Menge Erfahrung einzubringen haben. Allen voran Danny Dziuk, der das Ansehen von Stoppok (längst, mit einigen Klassikern) und jenes von Annett Louisan (unlängst, mit ihrem aktuellen Album) befördert hat. Auch der Beliebtheit von Kommissar Frank Thiel – von diesem eher unbemerkt, er hatte wohl anderes zu tun – war er mit einigen Musiken in der Vergangenheit unaufdringlich behilflich.
Im Studio ruft Prahl „Gib Luft, Gib Luft“ zum Bass-Saxophon rüber, ist gerührt von den Streichern des Babelsberger Filmorchesters und empfiehlt dennoch genau an dieser Stelle auf sie zu verzichten, bittet zu lächeln bei den Chorgesängen und verändert mit Hilfe seines iPhones nochmals eine Textzeile. Der Musiker Prahl räsoniert (mit „Blick aufs Mehr“) und randaliert (als „Cosmopolitano“), säuselt und seufzt („Wieso bist du immer noch da?“). Er ist bissig („Bla Bla Bla“) bis blauäugig brav, rührt („Schön das du da bist), verführt und taucht (als “Wilde Welle“) uns in ein höchst vergnügliches, heiß-kaltes Wechselbad der Gefühle, welches ganz am Ende sogar noch Platz für investigative Momente lässt. Prahl und seine Musiker verzaubern uns mit einer gekonnten Melange musikalischer Stilmittel. Das ist im besten Sinne abwechslungsreich und so gar nicht beliebig, wenn nach fast minimalistischen Balladen große Orchesterarrangements und nach Klezmer- und Musetteanklängen gerade heraus gespielte Rocknummern folgen.
Vieles, was die Filmkritik an ihm schätzt, und noch mehr, was das Publikum an ihm liebt, findet man in seinen Liedern wieder. Er ist auf höchst musikalische Weise ganz bei sich selbst und zeigt uns doch auch vieles, was wir von ihm noch nicht kennen. Es ist dennoch keine Nabelschau. Allein, dass man Axel Prahls unvermutet zart- zerbrechlichen Schmelz in seiner Stimme und deren Modulationsfähigkeit erst jetzt zu hören bekommt, ist zwar irgendwie ärgerlich, aber nun, da neben dem Album 2012 auch einige Konzerte folgen, auch tröstlich zugleich. In gewisser Weise verkörpert Prahl den Typ des anderen Volksschauspielers. Ist er nun auf dem Weg zum Sänger des Volkes? Ein wenig schon, aber lassen wir doch darüber das Volk selbst entscheiden und vertrauen dessen geübtem Blick aufs Mehr. Dass nicht der Markt, sondern der BuschFunk dabei behilflich ist, dafür hat Prahl mit Bedacht selbst gesorgt.
(be,promo)