Gustavo Aceves in Berlin

Ausstellung mit Pferdeskulpturen am Pariser Platz

Gustavo Aceves Kunstaktion in Berlin Gustavo Aceves Kunstaktion in Berlin

Anlässlich der Feierlichkeiten „Mai ’45 – Frühling in Berlin“ zum 70. Jahrestages der Befreiung von der NS-Diktatur realisiert der mexikanische Künstler Gustavo Aceves (*1957) auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor ein Kunstprojekt mit lebensgroßen Pferdeskulpturen. Seine Skulpturen stehen dabei der Quadriga des Brandenburger Tores unmittelbar gegenüber. Die Quadriga des Brandenburger Tores symbolisiert die vielen Facetten der deutschen Geschichte: fast vollständig zerstört beschreibt ihr Zustand das Ende des Zweiten Weltkrieges und markiert zugleich den Beginn der Teilung der Stadt, des Landes und Europas. Ihre spätere Rekonstruktion in den neunziger Jahren ist hingegen das Symbol der Wiedervereinigung, des Aufbaus, der Aussöhnung und Verständigung. Die Skulpturen spiegeln die historische Versehrtheit der Quadriga wider und tragen Zeugnisse ihrer eigenen Reise in sich: Migration, Asylsuche, Einwanderung. Wohin die Pferde gehen, bleibt unbeantwortet. Wirksame Taten werden im Hinblick auf die vielseitigen gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Ab-, Zuwanderung und Integration in der heutigen Zeit angemahnt. Die unterschiedlichen Materialien der Skulpturen stehen für die Zeitlosigkeit des Gedenkens an die vielen gewaltfreien und zivilisierten Wege zu Demokratie, Frieden und Verständigung.

Die Idee zum Projekt

Gustavo Aceves Kunstaktion in Berlin

Gustavo Aceves Kunstaktion in Berlin

Gustavo Aceves Ausstellungsprojekt Lapidarium setzt sich aus vielen Bildern der Geschichte zusammen. Einige Assoziationen entspringen der griechischen Mythologie. Die Eroberung Trojas mithilfe der List des Trojanischen Pferdes. Das Trojanische Pferd symbolisiert für Aceves die Möglichkeit, Traditionen und ausgetretene Wege in Frage zu stellen und auftretende Hindernisse mit neuen Lösungen zu überwinden. Der Weg wird zum Hoffnungsträger für eine vermeintlich bessere Zukunft. Beispielsweise die Küste Lampedusas als rettendes Ufer für Flüchtlinge, die viele Menschen leider nicht lebend erreichen. Oder der sogenannte „tren de los muertos“, der Todeszug durch Mexiko, den jedes Jahr tausende Flüchtlinge aus Süd- und Mittelamerika nehmen, um einen Weg in scheinbare Freiheit der benachbarten USA zu finden, oftmals die letzte Hoffnung auf ein besseres Leben. Mit viel Glück gelingt es manchen, die Grenze zu erreichen und die strengen Einreiseregelungen zu überwinden.

Der Künstler

Gustavo Aceves, geboren 1957 in Mexiko, lebt und arbeitet in der italienischen Stadt Pietrasanta (Toskana). Als Maler ist der Künstler in Lateinamerika seit den späten 1970er Jahren bekannt. Internationale Aufmerksamkeit erlangten seine Arbeiten durch Ausstellungen im Palacio de Bellas Artes in Mexiko-Stadt und der Peking Biennale. Gustavo Aceves Werke sind unter anderem Bestandteil der Sammlungen des Museo Memoria y Tolerancia in Mexico-Stadt und den Museen des Vatikan. Gustavo Aceves: „Die Schönheit an sich ist eine Wahrheit, die die Menschen selbst erfinden. Sie schafft eine erfreulichere Realität als die, die wir sehen können.“

Das Pferd

Das Pferd bildet das Verbindungsglied in den Gedanken von Gustavo Aceves. Es ist ein kraftvolles Symbol des (Er-)Tragens und Gelingens. Ein Pferd  kann für eine lange Wanderschaft stehen. Diese kann in der heutigen Zeit oftmals schmerzhafte Erfahrungen der Migration und ein Leben in der Fremde beinhalten. Verlust, Vertrauensbruch und Ängste sind Emotionen, die alle Migranten – egal in welchem Land – teilen.

Lapidarium

Die Skulpturen der Werkgruppe Lapidarium spiegeln nicht nur die Geschichte der Versehrtheit der Berliner Quadriga wider, sie tragen zudem Zeugnisse ihrer eigenen Reise in sich. Ein Lapidarium ist in der Regel eine Sammlung von Steindenkmälern, die meist in Kreuzgängen von Klöstern untergebracht werden, oder von Grabungsfunden, die oft am Fundort verbleiben. Jede Skulptur von Gustavo Aceves ist ein Lapidarium von Geschichte, Kultur und Kunst, das der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Die Ausstellung

Lapidarium – Grenzen überwinden und Veranstalter Der Künstler arbeitet seit sechs Jahren an Lapidarium, welche weitere monumentale Arbeiten umfasst. Zum ersten Mal wurde Lapidarium in Pietrasanta (Italien) in 2014 ausgestellt. Die Open-Air-Ausstellung ist vom 3. bis 9. Mai 2015 (Eröffnung war am 2. Mai 2015) zu sehen und ist ein gemeinsames Projekt mit Gustavo Aceves und der Galerie Jarmuschek + Partner, Kulturprojekte Berlin und der Mexikanischen Botschaft. Sie findet im Rahmen der Veranstaltung „Mai `45 – Frühling in Berlin“ als eine von Kulturprojekte Berlin gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst und dem Berliner Unterwelten e.V. konzipiertes Projekt statt.