Wernigerode – Altstadtbummel
Die Stadt am Harz ist eine Reise wert
(be) Wir beginnen unseren Rundweg durch die Altstadt von Wernigerode an der Breite Straße Ecke Mauergasse. Herrlich, schon hier Fachwerkhäuser wohin man schaut. Uns fällt als erstes ein Haus mit einem Pferdekopf in der Breite Straße 95 auf. Es handelt sich hierbei um die Krellsche Schmiede. Die Krellsche Schmiede wurde 1678 von dem aus Schwaben stammenden Schmiedemeister Michael Krell gebaut. Er vereinte Wohnbereich und Schmiede in einem Haus. Bis 1837 blieb die Schmiede im Krellschen Besitz. Da Reisende und Händler hier ihre Pferde beschlagen lassen konnten, entwickelte sich die Schmiede gleich auch noch zu einer kleinen Gaststätte, da die Kunden auch beköstigt werden mussten. 1975 wurde die Schmiede geschlossen, um sie dann 1986 zu restaurieren. 1990 zog in die Schmiede ein Museum ein. Seit 2008 befindet sich in dem Haus wieder eine Schmiede, die nebenbei auch Schmiedekurse anbietet. Somit ist die Krellsche Schmiede mit knapp 380 Jahren die älteste produzierende Schmiede Deutschlands.
Unser Weg führt uns weiter auf der Breite Straße entlang in Richtung Altstadtkern. Nicht lange und wir treffen auf das Krummelsche Haus in der Breite Straße 72. Das Krummelsche Haus erhielt seinen Namen von seinem Bauherrn Heinrich Krummel aus Berlin, der Kornhändler war. Es wurde 1674 erbaut. An der Fassade befinden sich 10 Holzreliefs. die nach den Kupferstichen des flämischen Kupferstechers Adriaen Collaert angefertigt wurden. Sie sollen sinnbildlich die Erdteile widerspiegeln. Das heutige Aussehen des Untergeschosses erhielt das Haus 1875. Vier holzgeschnitzte Figuren flankieren die Fenster und die Tür zum Restaurant.
Auf der Breite Straße 4 geht es weiter und wir treffen in der Fußgängerzone auf das Café Wien. Das Café Wien ist eines der ältesten Gebäude von Wernigerode. Es wurde 1583 erbaut und seit 1897 als Café beziehungsweise als Konditorei genutzt. Selbst den großen Stadtbrand im Jahr 1751 überstand das Haus unbeschadet.
Nicht weit entfernt vom Café Wien befindet sich auf dem Marktplatz 6 das Café Wieckert. Seit 1636 kam man in diesem schönen Fachwerkhaus die Köstlichkeiten des Café Wieckers genießen. Hier gibt es hausgemachte Spezialitäten aus der Konditorei und Confiserie.
Das Rathaus von Wernigerode
Auf dem Marktplatz fällt besonders das wunderschöne Rathaus von Wernigerode auf. Das Rathaus wurde erstmals 1277 genannt. Zu dieser Zeit war es allerdings ein Spiel- und Gerichtshaus. 1528 fiel das nicht weit entfernte Rathaus den Flammen zum Opfer. Von 1539-1544 wurde dann das Haus der Familie Schierstedt am Klint (das ehemalige Spiel- und Gerichtshaus) umgebaut. Geschnitzte Holzfiguren zieren das Rathaus oberhalb der Eingangstür. Das Rathaus von Wernigerode ist europaweit das schönste Rathaus.
Nur wenige Meter vom Rathaus entfernt befindet sich auf dem Marktplatz das Gothische Haus. Beim Gothischen Haus handelt es sich, wie bei fast allen Häusern Wernigerodes, um ein denkmalgeschütztes Haus. Erstmalig wurde das Haus 1360 erwähnt. Bis 1481 wechselten oft die Besitzer des Gothischen Hauses. Von 1494– 1498 wurde das Haus neu errichtet. Beim Stadtbrand 1528 wurde das Gothische Haus vom Feuer verschont und es war geplant, es zum Rathaus umzubauen. Man entschied sich dann doch für das Haus der Familie Schierstedt. Mittlerweile war das Gothische Haus zur Bauruine geworden. 1540 wurde es von Wilhelm Curio von Reifenstein erworben. Das wiederhergestellte Haus wurde dann 1545 von ihm und seiner Frau bezogen. Die Besitzer wechselten bis in unsere Zeit mehrfach, aber ab 1848, so sei zu erwähnen, war das Gothische Haus immer eine Gastwirtschaft. Es wurden immer wieder bauliche Veränderungen vorgenommen.
Auf dem Marktplatz befindet sich der Wohltäterbrunnen. Der Brunnen wurde 1848 im neugotischen Stil auf dem historischen Marktplatz errichtet. Er besteht aus einer sechseckigen Wasserwanne und zwei darüberliegenden gusseisernen Kränzen an denen sich wasserspeiende Löwenköpfe befinden. An der Wanne und auch an den Kränzen befinden sich Schilder mit den Namen der Bürger, die sich auf besondere Weise für die Stadt verdient gemacht haben.
Links hinter dem Rathaus, in der Marktstraße befindet sich die Touristinformation. Oberhalb des Eingangs sind schöne geschnitzte Holzfiguren zu bewundern. Nur wenige Meter hinter der Touristinformation, an der Klintgasse, befindet sich das Schiefe Haus.
Das Schiefe Haus, schiefer als der Turm von Pisa
Das Schiefe Haus wurde um 1680 als Walkmühle für die Tuchmachergilde erbaut. Schon im 13. Jahrhundert stand an dieser Stelle eine alte Mühle. Das Schiefe Haus liegt in der Nähe zum damaligen Mühlgraben. Durch die Strömung wurden die Grundmauern so stark umspült, das sich die Ostfassade des Hauses senkte. Mit seiner 7 Grad starken Neigung hat das Schiefe Haus fast die doppelte Neigung wie der Schiefe Turm von Pisa. Heute ragt der Giebel 1,20m hervor. Im 19. Jahrhundert diente das Schiefe Haus als Mehlmühle. 1890 wurde es dann zu einem Wohnhaus umgebaut. Später wurde das Schiefe Haus über Jahre als Verwaltungssitz der Stadtverwaltung genutzt. Heute befindet sich im Schiefen Haus ein Museum.
Vom Schiefen Haus aus begeben wir uns auf den Teichdamm bis zum Oberpfarrkirchhof 13 und treffen dort direkt auf das Gadenstedtische Haus. Das Gadenstedtische Haus erhielt seinen Namen nach seinem Erbauer Dietrich von Gadenstedt. Es wurde 1582 erbaut. Zuvor stand auf dem Gelände des heutigen Hauses die Schnakenburg (Niederburg), die 1265 ihre erste Erwähnung hatte. Der auffällige Erker des Gadenstedter Hauses stammt aus der Zeit der Hochrenaissance. Der östliche Teil des Hauses ist der älteste Teil. Das steingemauerte Unter- bzw. Erdgeschoss stammt aus dem Jahre 1480. Auf dem massiven Untergeschoss wurde dann das Fachwerk gebaut. Nach dem Tod vom Schlosshauptmann Dietrich von Gadenstedt verfiel das Haus und 1883 war sogar der Abriss geplant. Zum Glück ging das Haus 1891 in den Besitz der Kirchengemeinde St. Sylvestri über und wurde durch Spenden und Gemeindegeldern saniert. Heute dient es als Gemeindehaus.
Unser Altstadtbummel im Video
Nur ein paar Schritte vom Haus Gadenstedt entfernt, genauer gesagt am Oberpfarrkirchhof 10/11, befinden sich zwei Fachwerkhäuser, die wohl einmal als Terminierhäuser für die Mönche des Klosters Himmelpforte gebaut worden sein. (So besagt es eine Legende) Die Geschichte der beiden Gebäude im Oberpfarrkirchhof 10/11 geht bis in das Baujahr 1579 zurück.
Wir gehen weiter auf der Straße Oberpfarrkirchhof bis zur Kirche St. Sylvestri.
Die Kirche St. Sylvestri wurde erstmals im Jahre 1230 erwähnt. Die gotische Basilika hieß zu der Zeit noch St. Georgii. Schon nach 35 Jahren wurde die Basilika nach dem Benediktiner-Chorherren-Stift St. Sylvestri umbenannt. Die letzte bauliche Veränderung erfuhr die Kirche von 1880-1886. Zu dieser Zeit entstand auch der neogotische Turm.
Noch wenige Meter gehen wir auf der Straße Oberpfarrkirchhof entlang, bis zur linken Seite ein kleiner Durchgang ist. Wir folgen den Weg vorbei am Gerhart–Hauptmann–Gymnasium und erreichen die Westernstraße. Zur linken Hand taucht am Ende der Westernstraße ein großer Turm auf. Hierbei handelt es sich um den Westerntorturm. Der Westerntorturm diente einst als Kontrollturm für Wegezölle. Erstmalig wurde er 1356 erwähnt. Der Turm ist 38 Meter hoch, gehörte einst zur Stadtmauer und wurde im frühgotischen Stil gebaut.
Wir begeben uns auf der Westernstraße in Richtung Marktplatz. Nach gut 200 Metern fällt uns auf der rechten Häuserseite ein Glockenspiel auf. Es gehört zu Jüttners Buchhandlung (Westernstraße 10) Schon 1456 stand nach alten Aufzeichnungen hier ein Haus. Mehrere Groß- und Stadtbrände wüteten 1455 und 1528 in Wernigerode und verwüsteten dabei vier Fünftel der Häuser. Erst 1847 verwüstete ein Großbrand dann das Haus in der Westernstraße 10. Zu der Zeit gehörte das Haus dem Mühlenbesitzer Heinrich Pietsch. Schon ein Jahr später hatte er mit seiner Frau das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus wieder aufgebaut. Die Kellerräume weisen darauf hin, das sie eventuell schon vor 1500 vorhanden waren. Die Kellerdecken (Gewölbe) sind teilweise zwei bis drei Meter dick. Der Buchhändler Paul Jüttner erwarb das Geschäftshaus im Jahre 1883, um es schon 1908 an Paul Schulz zu verkaufen. Es wurden im Laufe der Zeit viele Erweiterungen, Aus – und Umbauten in der Buchhandlung vorgenommen. Zum 60. Geburtstag (2006) von Rainer Schulz, dem Enkel von Paul Schulz, beschenkte sich Rainer Schulz, in dem er sich ein Glockenspiel mit 18 Bronzeglocken gönnte. Das Glockenspiel ist 3x täglich zu hören. Die Eulenskulptur und das Glockenspiel sind von Heinz Ziomek.
Von der Buchhandlung gehen wir wieder zum Marktplatz. Uns war schon vorher aufgefallen, dass vom Marktplatz viele schöne Gassen abgehen. Das heißt, dass wir am Rathaus rechts vorbeigehen und dann gleich in die nächste Gasse hinein. Hierbei handelt es sich um die Unterengengasse. In die nächste Straße rechts führt unser Weg, es ist die Kochstraße. Ein Fachwerkhaus neben dem anderen. Man kann sich an dem vielen Fachwerk in Wernigerode gar nicht satt sehen, so schön ist es hier.
Das kleinste Haus in Wernigerode misst 2,95 Meter
Am Ende der Kochstraße kommen wir beim Kleinsten Haus vorbei. Das Kleinste Haus wurde 1792 gebaut, ist nur 2,95 Meter breit, die Traufhöhe beträgt 4,20 Meter. Mit den 2,95 Meter Breite musste zur damaligen Zeit eine Baulücke geschlossen werden. Heute dient das Fachwerkhaus als Museum, aber selbst in den 20iger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde es noch von einer neunköpfigen Familie bewohnt. Nur ein paar Schritte vom Kleinsten Haus entfernt steht eine Bronzeskulptur mit dem Titel „Die Rast“ aus dem Jahr 2004 von Jo Jastram. Nun diesem Rundgang wollen wir uns langsam auf den Rückweg machen und gehen durch die Marktstraße bis zum Marktplatz.
In der Marktstraße 28 fällt uns gleich ein Haus auf, das über dem Eingang bzw. unterhalb der großen Fensterfront von einem querliegenden Jugendstil-Steckbild geziert wird. Von 1904 – 1911 entstand das dreigeschossige Jugendstil Wohn- und Geschäftshaus.
Auf dem Weg zum Marktplatz finden wir auf der Straße eine weitere Bronzeskulptur. Hierbei handelt es sich um eine „Turmschnecke“ aus dem Jahr 2004 vom Künstler Gernot Rumpf.
Zum Schluss noch der Blick auf das Schloss Wernigerode. Fast ist es egal, wo man sich in der Altstadt von Wernigerode befindet. Irgendwo hat man immer Blick auf das Schloss Wernigerode. Das Schloss Wernigerode wurde erstmalig 1213 unter dem Besitz der Grafen von Wernigerode erwähnt. Bis 1429 blieb die Burg in deren Besitz, aber leider war dann auch die männliche Linie der Grafen von Wernigerode ausgestorben. Nachfolger wurden dann die verwandten Grafen zu Stolberg. Der junge Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode erbte 1710 die Burg und ließ sie zu einem Barockschloss umbauen. Der Nachfolger Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode ließ das Barockschloss dann mit vielen Veränderungen zu einem Repräsentationsschloss umbauen. Im Dezember 1946 fand eine unkontrollierte Zerstörung von historischen Waffen und Gemälden durch russische Soldaten statt. 1949 bekam das Schloss ein „Feudalmuseum“ in seine Räume, 1990 wurde es zu einem Schlossmuseum und seit 1998 ist dort das erste deutsche, museale Museum für Kunst- und Kulturgeschichte zu finden.
Wernigerode ist eine faszinierende Stadt am Harz. Sie sollten unbedingt mal einen Besuch dort einplanen. Der nahe Harz und die Nähe der Städte Goslar und Quedlinburg machen die Region zu einem attraktiven Reiseziel.
Quellen: Wikipedia, Informationsmaterial der Stadt Wernigerode
Mehr Infos zur sehenswerten Stadt am Harz gibt es hier