Goslar – Die Weltkulturerbestadt

Ein Stadtrundgang

Das Siemenshaus in Goslar - Weltkulturerbe Das Siemenshaus in Goslar

Das Brusttuch

Patrizierhaus Brusttuch - Fachwerkhaus in der historischen Altstadt Goslar

Patrizierhaus Brusttuch – Fachwerkhaus in der historischen Altstadt Goslar

Die Baugeschichte des Brusttuches geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das prächtige Bürgerhaus weist zahlreiche Schnitzereien an der Fassade des Obergeschosses auf. Die bekannteste Schnitzerei an dieser Fassade ist wohl die Butterhanne. Bei der Butterhanne handelt es sich um eine in Tracht gekleidete Frau, die mit der linken Hand in einem Butterfass Butter herstellt. Mit der rechten Hand entblößt sie ihren Po und streckt diesen dem Teufel entgegen. Diese Handlung sollte Unheil von der Butter abwenden. Die Butterhanne ist eines der Wahrzeichen von Goslar. Das Patrizierhaus erhielt seinen Namen durch die trapezförmige Grundform des Haus, die an ein damaliges, sogenanntes Brusttuch erinnerte.

Das Bäckergildehaus

Das Bäckergildehaus in Goslar

Das Bäckergildehaus

Das Bäckergildehaus entstand im Jahr 1501 und gehört somit zu einem der großen Profangebäude der Stadt. Die Bäckergilde war im Mittelalter für die Versorgung der Bevölkerung eine der wichtigsten Zünfte. Das spiegelt sich in der Lage des Gebäudes und in dessen Größe wider. An der östlichen Front des Bäckergildehauses kann man das Wappen des Bäckergildezeichens sehen, den ungekrönten Goslarer Adler mit einem Wecken als Herzschild und anderem Backwerk. Der Erker, der das heutige Bild des Hauses prägt, wurde 1557 auf das massive Untergeschoss gebaut. Heute befindet sich hier der Sitz der Industrie- und Handelskammer.

Wir folgen nun der Bergstraße in südwestlicher Richtung. Unser Weg führt entlang an schönen Fachwerkhäusern. An verschiedenen Häusern sehen wir gegenständige Bogen und Schiffchen die aus dem Jahr 1663 stammen. An einem weiteren Haus sehen wir aus Holz geschnitzte Blumen aus dem Jahr 1650. Hierbei handelt es sich um vegetative Ornamentik. Nur wenige Meter von diesem Haus entfernt, treffen wir auf ein Ackerbürgerhaus aus dem Jahr 1523.

Das Ackerbürgerhaus

Auffällig ist das unterschiedliche Fachwerk im ersten Obergeschoss bzw. Zwischengeschoss. Die unterschiedlichen Fußstreben weisen darauf hin, dass das Zwischengeschoss im Bereich des Wohnteils im 17. Jahrhundert erneuert worden ist. Im zweiten Obergeschoss befindet sich eine ehemalige Ladeluke, die durch ihre schöne rote Farbe auffällt.

Wir folgen immer noch der Bergstraße in südwestlicher Richtung und treffen an der Berg-/ Obere Mühlen-/Schreiberstraße auf das „Hotel zur Börse“ und auf das Siemenshaus.

Zur Börse

Die "Börse" in Goslar

Die „Börse“ in Goslar

In der Bergstraße 53 befindet sich das im Renaissance-Stil des Jahres 1573 erbaute Hotel „Zur Börse“. Über dem Hauseingang findet man die Erbauerinschrift. Es handelt sich dabei um Magnus Karsten, der Glockengießer war. Er hat unter anderem das Taufbecken in der Marktkirche erschaffen. Zu erwähnen wäre noch, dass sich über der Inschrift eine Vollrosette befindet, die den Namen, das Wappen, die Datierung und Sterne beinhaltet. Die vielen Schnitzereien sind ein Zeugnis für die Baugestaltung der Renaissance.

Das Siemenshaus

Das Siemenshaus in Goslar

Das Siemenshaus

Gegenüber dem Hotel „Zur Börse“ befindet sich das Siemenshaus. Das Siemenshaus ist das schönste barocke Fachwerkhaus Goslars. Aber nicht nur das, es ist auch das Stammhaus der Familie Siemens und wurde 1693 erbaut. Es diente einst als Lagerhaus, Brauerei und Geschäft für allerlei Waren. Heute dient es vorwiegend als Sammelstätte und Archiv für Bilder und Dokumente der Familie Siemens und für Tagungen. Am Dielentor befindet sich ein imposanter Türklopfer in Gestalt eines Pferdes. Über dem Eingang findet man die Inschrift „ORA ET LABORA“ (Bete und arbeite) und den Namen des Erbauers, Hans Siemens, sowie das Baujahr 1693.

Unser Weg führt uns noch ein Stück die Bergstraße hinauf, vorbei an vielen kleinen Fachwerkhäusern, bis zur Ecke Forststraße. An dieser Straßenecke steht ein kleines bescheidenes Fachwerkhaus. Es wurde um 1600 errichtet und ist ein einfaches Bergmannshaus. Die Gasse „An der Gose“, sie verläuft parallel zur Bergstraße, ist eine ganz schmale Gasse, die rechts und links von kleinen Fachwerkhäusern gesäumt wird. Wir gehen die Gasse und die Bergstraße zurück bis zum Brusttuch, um dort in die Straße „Hoher Weg“ einzubiegen. Hier betreten wir den sogenannten Pfalzbezirk. Zum Pfalzbezirk gehören das Hospital Großes Heiliges Kreuz, die Domvorhalle und die Kaiserpfalz. Wir kommen am Hospital Großes Heiliges Kreuz vorbei und wollen dort einen Blick hineinwerfen.

Das Hospital Großes Heiliges Kreuz in Goslar

Das Hospital Großes Heiliges Kreuz

Das Hospital Großes Heiliges Kreuz

Das Hospital Großes Heiliges Kreuz

Das Hospital Großes Heiliges Kreuz – Innen

Etwas sehr besonderes sind die in Goslar erhaltenen mittelalterlichen Hospitäler. Wir besuchten eines davon, das 1294 gegründete Spital Großes Heiliges Kreuz. Hier wurden alte und gebrechliche Menschen aufgenommen, die aber dafür Besitztümer in eine Stiftung einbringen mussten. Darüber hinaus fanden dort auch Pilger eine Herberge. Die Hospitäler früherer Zeiten waren so etwas wie erste Sozialeinrichtungen. Gestiftet wurden sie von reichen Adligen oder/und wohlhabenden Bürgern. Im großen Hallenhaus wurden um 1650 „Pfründnerstübchen“ gebaut, die Platz für ein Bett, einen Schrank und einen kleinen Tisch für die Bewohner des Stifts boten. Heute wird in diesen Kunsthandwerk angeboten. Für ältere Menschen befinden sich in einem Seitenflügel des ehemaligen Spitals Wohnungen. Im großen Innenhof sind auch diverse klein Kunsthandwerksläden untergekommen.

Nun begeben wir uns auf der Straße weiter bergauf und stoßen direkt auf die Domvorhalle und rechts davon auf die Kaiserpfalz.

Die Domvorhalle

Die Domvorhalle in Goslar

Die Domvorhalle

Bei der Domvorhalle handelt es sich um die Überreste der riesigen Stiftskirche „St. Simon und St. Judas“. Sie wurde vom Kaiser Heinrich III. gestiftet und zwischen 1040 – 1050 errichtet. Die Stiftskirche galt als Vorbild vieler folgender Sakralbauten. Leider wurde diese schöne dreischiffige Basilika 1819 baufällig und musste wegen fehlender Mittel abgerissen werden. Nur die 1150 errichtete Domvorhalle blieb vom Abriss verschont. In ihr befindet sich die Kopie des Throns vom ersten deutschen Kaiser und die erhaltenen Denkmäler.

Die Kaiserpfalz

Zwischen 1040 und 1050 wurde nicht nur die Stiftskirche „St. Simon und St. Judas“ erbaut, sondern auch die jetzige Kaiserpfalz. Sie diente über 200 Jahre für zahlreiche Hof- und Reichstage bei denen nicht nur deutsche, sondern auch europäische Geschichte geschrieben wurde. Die Kaiserpfalz, zu dieser Zeit der größte Profanbau, verfügt über eine Länge von 54 m und einer Tiefe von 18 m. Entsprechend besitzt der Bau auch zwei Säle, die fast dieselben Maße haben. Der obere Saal ist der Sommersaal und der darunter liegende Saal ist der Wintersaal. Der Wintersaal verfügte schon damals über eine Warmluftheizung. Die Öfen hierfür befanden sich im Westen außerhalb des Raumes. Dort wurden zwei große Öfen mit Holz beheizt und nachdem der Rauch und die Funken verschwunden waren, wurde ein Verschluss geöffnet, damit die warme Luft durch Kanäle in den Saal strömen konnte.

Die Kaiserpfalz in Goslar

Die Kaiserpfalz in Goslar

Zuletzt wurde die Kaiserpfalz 1253 vom Kaiser benutzt, um dann langsam zu verfallen. 1289 wurden viele zur Kaiserpfalz gehörende Gebäude durch einen Brand zerstört. Danach wurde die Pfalz als Lagerhalle und die dazugehörige Kapelle als Gefängnis genutzt. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde die Kaiserpfalz von Grund auf restauriert und 1871 zum Nationaldenkmal ernannt.

Wir gehen nun die Straße „Hoher Weg“ wieder hinab in Richtung Marktplatz. Nach Überquerung der Abzucht biegen wir nach rechts in die Gasse „Klapperhagen“ und treffen direkt auf die Lohmühle.

Die Lohmühle

Die im Klapperhagen stehende Mühle wurde im frühen 16. Jahrhundert erbaut und diente als Loh- und Zementmühle. In der Lohmühle wurde aus Baumrinde von Fichten, Tannen und Eichen die sogenannte Lohsäure bzw. Gerbsäure gewonnen, die zum Gerben von Leder benutzt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts verlor diese Art der Herstellung der Gerbsäure aber ihre Bedeutung. Heute gehört diese Lohmühle zur geschichtlichen technischen Rarität. Sie ist die einzige von vierzig Mühlen, die erhalten ist und von 2011- 2013 restauriert wurde. Es besteht die Möglichkeit, die Lohmühle zu besichtigen und die eindrucksvollen riesigen hölzernen Zahnräder der Mühle auf sich wirken zu lassen. (bei unserem Besuch war die Mühle leider geschlossen)

Von der Lohmühle aus gehen wir die Gasse „Gemeindehof“ entlang in Richtung Markt. Bevor wir auf die Straße „Marktkirchhof“ treffen, fällt unser Blick auf die sich fast berührenden gegenüberliegenden Dächer zweier Häuser. Eines der Dächer gehört zum Wirtshaus „Die Butterhanne“.

Die Butterhanne

Die Butterhanne in Goslar

Die Butterhanne

Die Butterhanne ist ein ca. 500 Jahre altes Gildehaus der Filzhutmacher und dient heute als Wirtshaus. Im Wirtshaus befindet sich ein originaler Braukessel, der auf die alte Goslarer Braukunst hinweist, die auch noch bis heute aufrecht erhalten wird.

Folgen wir dem Marktkirchhof in östlicher Richtung, dann treffen wir nach ca. 50 m wieder auf den Marktplatz. Hier endet unser Rundgang.